Peter Herbst erklärt uns im folgenden Interview seine Sicht auf SEO. Er hat einen ganz eigenen Antrieb, der seiner Arbeit eine sehr persönliche und sinnerfüllte Note gibt. Sehr spannend!
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Experten Interview mit Peter Herbst
Wie kamen Sie zu SEO?
Wie so oft in meinem Leben: Über Umwege. Ich habe meine Karriere in der Marketingabteilung eines Autohauses angefangen. Dort hatte ich einen genialen Mentor, der mich für die Welt des Marketings und im Speziellen die Welt des Online-Marketings fasziniert hat. Recht schnell bin ich zu dem Punkt gekommen, dass mich die „digitalen Kanäle“ – also Website, Social-Media und Co. – viel mehr interessierten als die klassischen Marketing-Maßnahmen. Und so war der Weg geebnet. Damals – wir sprechen vom Jahr 2009 – war die Zeit, in der „Googeln“ zum geflügelten Wort wurde. Im Jahr 2004 wurde es sogar in den Duden aufgenommen. Wenn man etwas wissen wollte, „googelte“ man eben …
Schon damals habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, wie man es denn nun schafft, seine eigene Website in den Suchergebnissen möglichst prominent zu platzieren. Ich begann, mich mehr und mehr in das Thema SEO einzulesen und habe dann auch beruflich Wege gesucht, mich noch intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Nach Stationen in einer Online-Marketing-Agentur und einem E-Commerce Unternehmen, in denen ich über die Jahre Erfahrung aufbauen und erweitern konnte, hat mich mein Weg schließlich in die Selbstständigkeit geführt. Meine Partnerin Laura Gunzelmann und ich gründeten Greenhat SEO. Dabei liegt der Fokus von Greenhat SEO ganz klar im Online-Marketing. Und – wie es der Name schon erahnen lässt – im Besonderen in der Suchmaschinenoptimierung.
Was begeistert Sie auch jetzt noch daran?
Dazu möchte ich vielleicht noch ein paar Sätze zu Greenhat SEO voranstellen. Ich habe mein Leben in den letzten Jahren ganz schön umgekrempelt. Und dabei jeden Lebensbereich konsequent nach meinen Werten ausgerichtet. War es früher die schöne, schillernde, glitzernde und manipulative Welt, die mich am Marketing fasziniert hat, ist mein Antrieb heute ein ganz anderer. Denn gerade in der aktuellen Zeit – geprägt von multiplen Krisen – ist es aus meiner Sicht enorm wichtig, den „richtigen“ Unternehmen Sichtbarkeit zu verleihen. Es braucht jetzt eine neue Unternehmenskultur. Weg vom Shareholder orientierten Ansatz hin zum Impact orientierten Ansatz! Wir brauchen Unternehmer, die sich ihrer ökologischen und sozialen Tragweite bewusst sind. Aber gerade diese – oftmals noch kleinen – ethisch, sozial und ökologisch handelnden Unternehmen stehen im massiven Wettbewerb mit den Temus & Sheins dieser Welt. Ich möchte mit Greenhat-SEO meinen Teil dazu beitragen, unser Konsumverhalten nachhaltig zu verändern. Und gerade hier ist SEO für mich nach wie vor ein riesiger Hebel. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass wir uns hier im Wettkampf David gegen Goliath befinden. Aber gerade das macht für mich auch den Reiz aus. Zunächst mal scheint es vielleicht utopisch, gegen die Big-Player des Word Wide Web anzukommen. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man sich mit gewissen Strategien und ausgefuchsten Maßnahmen durchaus auf relevante Positionen in den Suchergebnisseiten vorarbeiten kann. Was mich an SEO ebenfalls bis heute begeistert, ist die Vielseitigkeit. Es gibt nicht den einen Standardweg, der sich beliebig oft reproduzieren lässt. Jeder Kunde, jede Website, jeder Case ist anders und erfordert eine andere Herangehensweise. Das ist es, was SEO für mich so interessant macht.
Ihre Vorgehensweise
Setzen Sie einen Standard-Prozess bei Ihren Kunden um?
It depends – wie John Müller so schön sagen würde:D Den Standardprozess per se gibt es im SEO meiner Meinung nach nicht. Ganz im Gegenteil: Wir schauen uns jeden unserer Kunden ganz individuell an und erarbeiten die für ihn beste Lösung, um sich Sichtbarkeit im Kampf gegen die „Großen“ zu verschaffen. Bei uns im Unternehmen kommt hier die besondere Herausforderung hinzu, dass wir gezielt auch kleinere Unternehmen und Start-ups ansprechen wollen. Gerade bei diesen Kunden gilt es dann umso mehr mit begrenztem Budget den besten SEO-Einstieg zu finden. Nichtsdestotrotz haben wir einen gewissen Prozess, den wir zu Beginn mit einem Kunden durchlaufen:
Zum Einstieg empfehlen wir immer ein vollumfängliches Site-Audit inklusive Keyword-Recherche. Dabei erarbeiten wir ein Workbook – nach dem Prinzip Hilfe-zur-Selbsthilfe – für den Kunden. Danach kümmern wir uns um die SEO-Basics und Low-Hanging-Fruits wie beispielsweise Meta-Daten, Headlines, etc. Im nächsten Step geht es dann nach dem Pareto-Prinzip an die Optimierung der Top-Kategorien und -seiten. Und somit wäre dann der Einstieg und die ersten Schritte im SEO schon erfolgreich gemeistert. Was mir dabei wichtig ist: Wir verstehen SEO per se und Online-Marketing im Ganzen als „Ökosystem“. Und wie in einem funktionierenden Ökosystem funktioniert auch Online-Marketing nur, wenn alle inhärenten Bausteine sauber ineinandergreifen und Symbiosen entstehen.
Setzen Sie Schwerpunkte bei Ihrem Prozess?
Ja! Der Schwerpunkt unserer Strategie ist es, den passende Search-Intent und die passende Zielgruppe mit den passenden Keywords zu vereinen. Sprich: Wer sind eigentlich die Personen, die man als Brand ansprechen möchte? Wie ticken sie? Wie erreichen wir sie? Wie suchen sie? Und warum suchen sie genau SO? Diese Fragen bilden sozusagen den Humus unseres Ökosystems. Darauf aufbauend implementieren wir dann unseren Prozess. Wir verstehen SEO dabei als „zartes Pflänzchen“, das man so früh wie möglich aussähen sollte. Und dann lässt man es langsam aber stetig wachsen. So verringert man schon frühzeitig die Abhängigkeit von bezahltem Traffic. Wobei es gerade zu Beginn für Start-ups und Marken, deren Brand noch nicht so bekannt ist, natürlich durchaus auch empfehlenswert ist, die Paid-Kanäle für den Markenaufbau bzw. zur Lead- und Sales-Generierung zu nutzen.
Welche Tools setzen Sie ein?
Aus meiner Sicht ist eines der wichtigsten – und oft aber auch noch unterschätzten SEO-Tools – tatsächlich die Google Search Console. Sie liefert mittlerweile so viele wichtige Daten und Funktionen. Angefangen von der Leistungsübersicht bis hin zu den Indexierungsberichten, Crawling-Statistiken oder Link-Informationen. Es gibt kaum eine wichtige SEO-Frage, bei deren Beantwortung die Search-Console nicht zurate gezogen werden kann und sollte!
Ergänzt man die Informationen der Search-Console mit Google Analytics-Daten lässt sich schon ein richtig gutes Bild über den SEO-IST-Stand einer Website erzeugen.
Für tiefer gehende Analysen und Strategien arbeiten wir zusätzlich mit den klassischen SEO-Tools. Also SEM-Rush, Sistrix und Screeming-Frog. Diese Tools sind eine enorme Hilfe, wenn es darum geht, Potenziale und Fehler aufzudecken und erleichtern die Arbeit eines SEOs ungemein.
Aber das wichtigste Tool ist unser gesunder Menschenverstand und Erfahrungsschatz! Denn die besten Tools und all die Datenerhebungen und Analysen nützt am Ende des Tages nichts, wenn wir nicht entsprechend mit den Ergebnissen umzugehen wissen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Stichpunkt: Backlinks
Welchen Stellenwert haben Backlinks in diesem Prozess?
Schöne Frage … Daran scheiden sich wohl die Geister im SEO. Von keinem Mehrwert bis wichtigster Rankingfaktor ist hier wohl jede Meinung vertreten. Ich persönlich sehe Backlinks – in ihrer ursprünglichen Form – durchaus auch kritisch. Backlinks der Backlinks wegen bringen heute nicht mehr viel. Aber gezielte Backlinks von den richtigen Seiten, aus dem richtigen Umfeld, mit der richtigen Platzierung können definitiv einen guten Mehrwert liefern. Zumal ich ein Verfechter von gutem Content bin. Soll heißen: Die Inhalte sollten so gut sein, dass andere sie automatisch und gerne teilen und verlinken. Dann erledigt sich das mit den Backlinks quasi ohnehin von selbst.
Wie generieren Sie Backlinks für Ihre Kunden?
Wie eben bereits erwähnt: Am liebsten durch hochwertigen Content, der sich selbst verbreitet. Ansonsten sind wir dabei, uns ein Netzwerk mit relevanten Creator in unserer Nische aufzubauen.
Worauf achten Sie besonders bei dem Publisher?
Relevanz! Wie gesagt: ich habe lieber nur einen Backlink von einer Seite mit gutem Domain-Rating, die zu 100 % zu mir und meinem Umfeld sowie meiner Zielgruppe passt, als 100 Backlinks von eher irrelevanten oder schwachen Homepages. Die erst kürzlich durchgesickerten Google-Leaks schlagen – nebenbei bemerkt – in dieselbe Kerbe.
Stichwort: Trends
Wie ist Ihre Sicht zu folgenden Trends?
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Wie begegnen Sie dem anhaltenden Trend der Sprachsuche?
Um ehrlich zu sein, halte ich ihn für massiv überbewertet.
Schaut man sich bspw. Google Trends Daten zu Alexa – DEM „Einfallstor“ für Sprachsuche – an, stellt man fest, dass das Suchinteresse von seinem Peak bei 100 in 2017 auf 53 im Jahr 2023 zurückgefallen ist. Übrigens: Die Peaks sind immer im Dezember.
Das wiederum halte ich für viel spannender als den „Trend der Sprachsuche“. Denn es zeigt, dass auch die Jahreszeit oder gewisse Großereignisse einen starken Einfluss auf die Suche nehmen. Der Peak im Dezember ist mit Sicherheit durch einen stark transaktionalen Search-Intent geprägt. Sprich: Die Leute wollen eine Alexa zu Weihnachten verschenken. Für den Begriff „Sprachsuche“ sieht es nebenbei bemerkt noch schlechter aus. Der ist von 100 in 2014 auf 7 in 2024 gefallen.
Und die Themen, die man aus SEO-Sicht damals für die Sprachsuche groß proklamiert hat – Stichworte Pagespeed, Structured Data, Local SEO, etc. – sind nach wie vor und unabhängig von der Sprachsuche wichtig und relevant.
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Welchen Einfluss hat die KI auf Ihre Vorgehensweise?
Keinen zu großen. Ich sehe auch das Thema KI ehrlich gesagt etwas zu sehr gehypt. Klar, ChatGPT hat den KI-Einsatz ein stückweit „massentauglich“ gemacht. Und mit Sicherheit wird die ein oder andere einfache Abfrage von Usern zukünftig über KI gelöst werden. Aber aus meiner Sicht werden das primär einfache Anfragen mit klarem „Search-Intent“ sein. Also Anfragen, bei denen auch jetzt ohnehin schon oftmals ein Featured-Snippet ausgespielt wird, das den Websitebetreibern Klicks nimmt.
Übrigens: Es gibt bereits erste Studien, die zeigen, dass User bei komplexen Themen oder faktenbasierten Anfragen nach wie vor das klassische „Googeln“ bevorzugen.
Ich persönlich glaube also, dass wir uns im SEO noch einige Jahre mit den klassischen SERPS auseinandersetzen werden. Klar, das Bild der SERPs wird sich wandeln. Das hat es sich in den letzten Jahren bereits massiv. Die Frequenz, mit der neue SERP-Features wie beispielsweise Suchfilter oder das Knowledge-Panel hinzukamen, hat sich in den letzten Jahren massiv erhöht. Und das Tempo wird mit Sicherheit auch so weitergehen.
In diesem Jahr sehen wir einen massiven Anstieg der Popular-Products und auch Google wird seine AI-Overviews wohl mehr und mehr einblenden. Aber – und hier komme ich wieder auf meine Aussage zu Beginn – auch wenn sich die Suche wandelt, bleiben die Aufgaben im SEO doch nahezu identisch. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass generative KI die Suche zwar verändern wird, aber „googeln“ bei weitem noch nicht ersetzen wird. Vielmehr werden die Nutzer beide Tools gezielt je nach Art und Umfang der Suchanfrage nutzen.
Im Übrigen möchte ich an der Stelle noch eine spannende Hypothese in den Raum werfen: Was passiert wohl, wenn mehr und mehr Websites KI-Crawler ausschließen und ihnen dadurch die Datengrundlagen entziehen? Der Deal zwischen Google und Reddit ist hier vielleicht schon ein erster Vorgeschmack, wohin die Reise gehen könnte. Vielleicht verstärkt der Einsatz von KI am Ende des Tages sogar die Verhandlungsposition von Website-Betreibern? Gutes SEO und hochwertiger Content könnten dadurch sogar umso wichtiger werden.
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Wie verändern die kurzen Zusammenfassungen der Webseite, also die „featured snippets“, die SEO-Welt?
Siehe Antwort oben. Das Featured Snippet ist definitiv eine Herausforderung. Aber ich bin ein Freund davon, eher das Positive, also die Chance, und nicht das Negative zu sehen. Soll heißen: Ich kann auch von einem Featured Snippet profitieren.
Zum einen, indem ich es bspw. schaffe, dass das Snippet zwar grundsätzlich erst einmal eine einfache Antwort gibt, aber weiterführende Infos dann doch einen Klick erfordern.
Zum anderen sehe ich in einem Featured Snippet auch ein sehr positives „Trust-Zeichen“. Denn: Scheinbar ist der Inhalt meiner Website dann so gut, dass er Google eine Position Zero wert ist! Mehr Trust geht ja fast gar nicht J. Gerade im Hinblick auf Googles EEAT-Kriterien sehe ich das durchaus als spannenden Faktor.
Apropos Trust: Ich persönlich glaube, dass auch Nutzer diesen „Trust“ wahrnehmen und der eigenen Website durch ein Featured Snippet mehr Vertrauen entgegenbringen.
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Welche Besonderheiten gibt es bei der Optimierung von Video-Content?
Gerade bei Video-Content ist eine saubere Implementierung auf der Website enorm wichtig. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen ist eine Video-Datei per se natürlich erst einmal etwas größer. Gerade im Hinblick auf die Ladezeiten sollte also darauf geachtet werden, dass die Datei komprimiert und extern „ausgelagert wird“. Also bspw. auf YouTube.
Außerdem ist es wichtig, die Datei erst dann zu laden, wenn sie ins „Sichtfeld“ der User kommt. Es empfiehlt sich auf jeden Fall auch hier Lazy-Loading zu hinterlegen.
Für das Video-SEO empfiehlt es sich, mit einem keywordoptimierten Title und einer detaillierten Beschreibung zu arbeiten. Auch Transkriptionen des Video-Inhalts leisten einen wertvollen Beitrag. Zum einen erhöhen sie die Barrierefreiheit und zum anderen helfen sie, dass Google die Inhalte besser verstehen und crawlen kann.
Darüber hinaus würde ich auf jeden Fall auch mit strukturierten Daten arbeiten. Sprich: Das Schema Markup für VideoObject hinterlegen. Dadurch lässt sich bspw. auch gut die Auswahl des Thumbnails steuern.
Gibt es mehrere Videos auf der Homepage, würde ich über eine separate Video-Sitemap nachdenken. Auch das hilft Google, die Inhalte besser zu verstehen und zuzuordnen.
Im Übrigen: Die Indexierung und Überwachung von Videoseiten lässt sich über die Search Console schnell und einfach steuern.
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Welche Besonderheiten gibt es bei Mobile-First zu beachten?
Ich glaube, von diesem Thema haben mittlerweile alle Websitebetreiber zumindest schon einmal gehört. Schließlich proklamiert Google bereits seit 2018 den Mobile-First Ansatz. Was zunächst mal sperrig klingt, ist eigentlich recht einfach erklärt: Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, dass deine Website auf Smartphones und Co. funktionieren muss.
Ich denke, über Webresponsive-Design müssen wir an der Stelle gar nicht mehr groß sprechen. Es sollte mittlerweile klar sein, bereits beim Webdesign darauf zu achten, dass die Darstellung, Usability und Funktion der Website mobil stets gewährleistet sein müssen. Dazu gehören so banale Dinge wie bspw. klickbare Elemente groß genug zu gestalten und nicht zu nahe nebeneinanderzusetzen oder keine störenden Pop-ups oder Interstitials zu integrieren.
Aber auch strategische Entscheidungen, wie welchen Inhalt ich wo darstellen möchte. Ich spreche hier immer gerne vom Above-the-Fold-Bereich. Sprich: Wenn ein User mit seinem Smartphone auf deine Website kommt, sollte er auf jeder Seite auch ohne Scrollen schon erkennen, um was es geht und was er hier machen kann.
Ein weiteres spannendes Beispiel sind in diesem Zusammenhang Akkordeon-Menüs. Aus Design-Sicht definitiv ein probates Mittel, um viel Inhalt auf kleinem Raum unterzubringen. Aus SEO-Sicht definitiv mit Vorsicht zu genießen. Hierzu gab es erst kürzlich wieder einen spannenden Test von Brodie Clark, in dem er festgestellt hat, dass im Akkordeon „versteckte Inhalte“ oftmals nicht richtig gerendert und demnach auch nicht richtig bewertet werden konnten.
Zu guter Letzt möchte ich im Hinblick auf Mobil-First auch noch auf die Bedeutung von Local-SEO hinweisen. Gerade die Mobile-Suche passiert oft auch im lokalen Umfeld und hat einen lokalen Suchcharakter. Deswegen gehen Local-SEO Maßnahmen aus meiner Sicht Hand in Hand mit dem Mobil-First Ansatz.
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Was sagen Sie zur steigenden Wichtigkeit von Datenschutz und Sicherheit?
Ein sehr wichtiges Thema! Auch hier genügt ein kurzer Blick in Google Trends zum Keyword „DuckDuckGo“, um die steil ansteigende Kurve von 1 in 2011 auf 81 in 2024 zu sehen. Spätestens seit dem Inkrafttreten der DSGVO kann sich auch kein Marketeer mehr davon wegducken.
Ich denke, ein zentraler Faktor bei dem Thema ist eine offene und ehrliche Kommunikation. Und die beginnt bereits mit dem Aufrufen der Website. Ich rate in der heutigen Zeit wirklich jedem zur Verwendung eines Cookie-Consent-Tools. Hier beginnt die offene Kommunikation mit den Usern. Zeige ihnen ganz transparent, welche Daten du zu welchen Zwecken erhebst.
ABER: Entscheidend ist, dass dein Set-up dahinter dann auch wirklich sauber funktioniert. Leider sehe ich im Alltag häufig noch unsauber konfigurierte Tracking-Set-ups. Hier gibt es auf jeden Fall noch großen Nachholbedarf.
Darüber hinaus halte ich persönlich auch immer die Augen nach alternativen Tracking-Möglichkeiten fern ab des Google-Universums offen. Auch hier gibt es mittlerweile viele spannenden Alternativen, die definitiv einen genaueren Blick wert sind.
Das Thema Sicherheit lässt sich für mich wiederum gut mit SEO verknüpfen. Denn auch hier gibt es wieder Parallelen zum Trust. Der Einsatz eines SSL-Zertifikats sollte bspw. mittlerweile Standard sein.
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Wie bringen Suchmaschinen UX in ihre Ranking-Faktoren ein?
„NavBoost“ ist hier wohl das Stichwort der Stunde. Spätestens seit den Google-Leaks ist klar, dass Nutzersignale wie Klicks und Verweildauer als indirekte Ranking-Faktoren genutzt werden. Wir sollten den Aufbau unserer Website also immer unter die Prämisse stellen, den Usern ein möglichst positives Benutzererlebnis zu bieten.
Die wohl bekanntesten KPIs in diesem Bereich sind die Core Web Vitales. Also der Largest Contentful Paint (LCP), der First Contentful Paint (FCP), die Interaction to Next Paint (INP) und der Cumulative Layout Shift (CLS).
Kurz runtergebrochen sollte man aus SEO-Sicht dabei folgendes beachten:
- Sorge dafür, dass deine Inhalte möglichst schnell laden
- Sorge für eine gute Server-Performance
- Vermeide unnützen und überflüssigen Code, JS und CSS
- Vermeide Design-Sprünge
Ein weiterer wichtiger Punkt, was das UX angeht, ist für mich eine saubere HTML-Struktur auf der Website. Sowohl aus semantischen als auch aus optischen Gesichtspunkten. Also verwende bspw. eine saubere und semantisch korrekte H-Struktur. Stelle deinen Inhalt sauber und gut strukturiert dar, indem du bspw. Listen verwendest. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.
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Wie verändert sich die Wichtigkeit von Longtail Keywords?
Für mich eines meiner Lieblingsthemen im SEO. Gerade das Feld der Longtail-Keywords wird oft noch stiefmütterlich behandelt und brach liegengelassen. Das bietet eine große Chance – gerade für kleinere Unternehmen und Start-ups.
Machen wir dazu vielleicht ein kurzes Beispiel. Klar, der generische Begriff „Sneaker“ hat ein Vielfaches mehr an Suchvolumen. Demnach ist aber auch die Konkurrenz viel größer. Mit einem Longtail-Keyword wie bspw. „nachhaltiger veganer Herren Sneaker“ kann ich gleich mehrfach profitieren. Zum einen habe ich allein durch das Keyword schon die richtige Zielgruppe angesprochen und mich klar positioniert. Zum anderen ist der Wettbewerb – und somit die Chance auf gute Rankings – für dieses Keyword wesentlich geringer.
Ich empfehle daher immer zunächst an den Longtail-Keywords zu arbeiten, um damit zunächst einen Fuß in die Tür zu bekommen. Im Übrigen spielt auch das sich ändernde Suchverhalten den Longtail-Keywords in die Karten. Suchanfragen bekommen mehr und mehr einen „Conversational-Charakter“. Sprich: User suchen heute nicht mehr nur nach „Sneaker kaufen“, sondern bspw. eher nach „Welche Sneaker werden vegan und fair produziert?“. Auch hier lassen sich mit geeigneten Longtail-Strategien gute Rankingerfolge erzielen.
Stichwort: Wissen aktuell halten
Welche drei Events sind für Sie die relevantesten?
- OMR
- DMEXCO
- SMX München
Wie wird sich SEO in den kommenden 12 Monate verändern?
SEO ist tot. Lang lebe SEO. Oder wie heißt es so schön? J Es bleibt auf jeden Fall spannend.
Wir sehen viele Veränderungen und viele „Neuerungen“. Wenn man durch den ganzen „Dunst“ aber mal hindurchblickt, bleibt am Ende ein ganz „einfaches“ Rezept: Überzeuge mit wirklich hilfreichem Content. Stelle deine Website technisch auf eine saubere Basis. Und biete den Nutzern ein angenehmes Benutzererlebnis. Das ist all die Magie!
Ich habe manchmal das Gefühl, dass – gerade im Bereich SEO – Themen sehr schnell gehypt oder überinterpretiert werden. Und dabei wird auf die Arbeit an der Basis vernachlässigt. Die aber nach wie vor so wichtig und ausschlaggebend für den Erfolg ist.
Mein Wunsch: Die Zusammenhänge von SEO und Nachhaltigkeit werden erkannt, deutlich kommuniziert und dadurch gewinnen sie an Bedeutung. Verschiedene große Player kennzeichnen beispielsweise durch ein grünes Blatt nachhaltige Websites. Ich würde mir wünschen, dass die Parallelen zwischen SEO und Nachhaltikeit noch mehr gesehen und eingesetzt werden.
Ein Beispiel ist der CO2-Fußabdruck: Diesen kann man berechnen und beispielsweise durch das Design der Seiten und die Größe der Bilder, Videos, etc. beeinflussen. Gleichzeitig mit einem schrumpfenden CO2 Fußabdruck steigt der Page Speed.
Wir bei Greenhat SEO wählen unsere Kunden nach ihrer Nachhaltigkeit aus.
Welche drei Personen sehen Sie als Meinungsbildner der SEO-Branche?
- John Müller
- Johannes Beus
- Brodie Clark
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Herbst!
Auch ich sage danke!