Wenn zwei SEO-Gurus fachsimpeln, kommt das Gespräch früher oder später auf jeden Fall auf das Thema alte Domains zu liegen. Es ist schon imposant, welche horrenden Preise für Domains an deren Besitzer gezahlt werden. Die Domain Sex.com wurde als die bislang teuerste Domain aller Zeiten im Jahr 2010 für 13 Millionen Dollar verkauft. porn.com brachte es im Jahr 2007 immerhin noch auf 9,5 Millionen Dollar.
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Wie wichtig ist das Domainalter?
Was genau ist der Grund für diese Preise? Sind die Preise gerechtfertigt? Bei den genannten Domains liegt der hohe Preis im namen der Domain begründet. Er ist begrifflich mit der Branche verbandelt, wodurch sich alleine durch den kurzen und aussagekräftigen Domainnamen erwarten lässt, dass unzählige Nutzer ihn eingeben und so zur dort hinterlegten Website finden werden.
Die Google Sandbox und andere Mythen
Unter SEO-Experten wird darüber gesprochen, dass eine alte Domain bei Google etabliert ist, bereits viele Backlinks „besitzt“ und auch oftmals einen hohem PageRank aufweist und man mit dem Kauf all diese positiven Merkmale übernimmt. Im Gegenteil gilt eine neue Domain im Alter von weniger als einem halben Jahr als praktisch nutzlos, da diese in der „Google Sandbox sitzt“, bis Google sie nach der Karenzzeit zu ihren Geschwistern entlässt. Diese Karenzzeit – so munkelt man – räumt Google ein, um allzu vorwitzigen SEO-Experten in die Suppe zu spucken, die große Mengen von Domains anmelden um dort mit zweifelhaften Methoden SEO-Maßnahmen zu platzieren.
Matt Cutts legt offen
Matt Cutts hat in seinem Video erklärt, was beim Domainalter Einfluss auf das Ranking nimmt und was nicht. So misst er dem Unterschied im Alter einer Domain von wenigen Wochen nur wenig Bedeutung bei. Er spricht mehr von der Qualität der auf der Website zur Domain hinterlegten Inhalten.
Noch spannender sind seine Ausführungen zum verfahren nachdem Google das Alter einer Domain ermittelt. Viele SEO-Profis gingen früher davon aus, dass der WhoIs-Eintrag einer Domain zur Ermittlung des Domainalters herangezogen werden würde. Google selbst ist Registrar und die Vermutung liegt nahe, dass sich Google dies zu nutze macht und die Daten „besorgt“ – so kennt man sie, unsere Freunde aus Übersee…
Matt Cutts jedoch stellt klar, dass WhoIs-Einträgen weitege nicht frei und vor allem nicht permanent verfügbar sind. Google erkennt aus seiner Arbeit heraus, also beim Crawlen, wann eine Domain zum ersten Mal entdeckt wurde. Diese Entdeckung darf im Allgemeinen auf einen zur Domain hinweisenden Link zurückgeführt werden. Diesen Zeitpunkt und die nachfolgend erkannten weiteren Links zur Domain werden von Google als „Geburtstag“ und Lebenslauf aufgezeichnet.
Schenkt man diesen Ausführungen Glauben, so ist der Erwerb einer alten, pre-owned Domain nicht per se sinnvoll. Es gilt also, genauer zu überlegen, ob man das Geld investieren soll. Auch bei einer Domain, welche „nur“ 50.000, 10.000 oder 3.000 Euro kostet, ist diese Überlegung sinnvoll.
Wann sind pre-owned Domains wertvoll?
Matt Cutts hat es bereits ausgeführt: wichtiger als das reine Alter einer Domain ist die Qualität der Inhalte einer Domain und die dafür erhaltenen Links der Leser der Inhalte. Was heißt das nun im Klartext? Nun, wenn Sie eine alte Domain übernehmen, sollten Sie sich vorher genau ansehen, welche Inhalte dort stehen.
Die pre-owned Domain hat keine Inhalte mehr
Ist die Website der Domain leergeräumt, sind logischerweise keine wertvollen Inhalte mehr vorhanden. Infolgedessen werden auch die darauf erhaltenen Links zur Domain zurückgehen, wenn die Linkgeber feststellen, dass die Inhalte nicht mehr vorhanden sind. Ergo ist der Wert der Domain praktisch nicht mehr vorhanden.
Die alte Domain beherbergt schlechte Inhalte
Ist die Website auf der Domain noch online und sind die Inhalte von minderer Qualität, wird auch Google diese Qualität erkannt und memoriert haben. Übernehmen Sie nun diese Domain und behalten die Inhalte bei, wird sich bei Googles Wertschätzung wenig ändern. Somit fahren Sie gewissermaßen mit angezogener Handbremse weiter. Welche Konsequenzen hat das für Sie?
- Sie müssen die Inhalte überarbeiten und deren Qualität heben.
- Sie müssen Zeit investieren und abwarten, bis Google den Qualitätszuwachs registriert hat.
- Sie können die Qualität der zur Domain hinlinkenden Websites nicht beeinflussen. Stammen diese aus der gleichen „Familie“ wie die gekaufte Domain, wird sich daran auch durch Ihre die Qualität verbessernden Arbeiten nichts ändern.
Glückwunsch: Sie haben eine Domain mit hochwertigen Inhalten erworben
Dies – und nur dies – ist der einzige Fall, der Ihnen einen Vorteil verschafft. Sie übernehmen Googles Qualitätskennzeichen sowohl für die Inhalte Ihrer Domain als auch für die verlinkenden Websites. Allerdings birgt Ihr Erbe auch ein gerüttelt Maß an Arbeit und Verpflichtung. Der Qualitätsstandard darf durch Ihre Arbeiten nicht sinken. Schließlich sollen die Linkgeber künftig nicht enttäuscht sondern bei Laune gehalten werden.
Bildnachweis: © shutterstock – Titelbild Tithi Luadthong