Die SEO-Karriere von Jens Balssen begann mit einer Weiterbildung, bei der das Thema SEO am Rande erwähnt wurde. In diesem Interview erklärt er uns, was ihn damals an SEO faszinierte und noch heute begeistert.
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
Experten Interview mit Jens Balssen
Wie kamen Sie zu SEO?
Tatsächlich durch die Weiterbildung „Online Journalismus“ im Jahr 2008. Wir lernten alle damaligen Online Marketing Kanäle in diesem Kurs kennen; natürlich waren auch andere Kurs-relevante Inhalte wie Medienrecht im Onlinebereich, HTML & CSS, Photoshop, CMS-Systeme, etc. dabei, aber eben auch SEO. Neben der Erstellung unterschiedlichster Online-Inhalte; hier auch Formate wie die Erstellung eines Podcast oder eines Videos, fand ich SEO am faszinierendsten.
Eine neuerliche Weiterbildung explizit im Online-Marketing, die Erstellung eines eigenen Literaturblogs und das Experimentieren mit den Inhalten, brachten mich dann dazu auf diesem Bereich zu fokussieren. Anschließend fand ich initial eine Anstellung im SEO-Bereich einer Agentur.
Was begeistert Sie auch jetzt noch daran?
Es ist der Mix aus technischer Expertise, dem Verständnis von Webseiten und wie das Internet funktioniert: wie beispielsweise ein Browser mit Servern kommuniziert, welche Rolle verschiedene Programmiersprachen spielen und wie Suchalgorithmen der Suchmaschinenanbieter funktionieren. Total faszinierend finde ich die Anwendungsbereiche von KI-Technologien und deren momentane Entwicklungen. Weiterhin essenziell ist die Analyse von Daten und die Erkenntnisse daraus, um dann zielgerichtet Online-Marketing-Maßnahmen zu schneidern.
Und auf der anderen Seite steht der kreative und professionelle Part der Optimierung in den unterschiedlichsten Bereichen von Inhalten und deren verschiedenen Content-Formate. Das begeistert mich! Die kanalübergreifende „Denke“ ist mir dabei immer wichtig und irgendwie automatisch in mir drin.
Es sei jedoch auch noch hinzugefügt, dass SEO oft mit vielen anderen Abteilungen im Unternehmen interagiert; insbesondere in Unternehmen, die online verkaufen und performen müssen. Das kann die Summe aller Online-Marketing-Kanäle sein, aber auch die klassischen Bereiche des Marketings wie PR, Print, TV oder Radio, da ja optimalerweise auch immer die Verzahnung zwischen offline und online gedacht werden sollte. Und das Ganze je nach Bedarf.
Letztlich braucht es immer gute Landingpages für Produkte, Gewinnspiele oder Inhalte, die beworben werden oder über die Suchmaschinen gefunden werden sollen.
Ihre Vorgehensweise
Setzen Sie einen Standard-Prozess bei Ihren Kunden um?
Da ich schon auf Agenturseite gearbeitet habe, kenne ich die Arbeitsweise und Prozesse im Online-Marketing und bei Kreativ-Agenturen. Und ja, ich kenne kaum eine Agentur, die keine Standard-Prozesse für Ihre Dienstleistungen und Produkte entwickelt hat. Prozesse für das Consulting von Kunden im strategischen wie auch operativen Bereich sollten bei der Zusammenarbeit transparent vorhanden sein.
Die Herausforderung ist es, sich auch auf neue Technologien, Aufgabenfelder und Kundenwünsche einzustellen und gegebenenfalls neue Prozesse und / oder Dienstleistungen für die Kunden mit entsprechender Fachexpertise zu entwickeln.
In den letzten Jahren habe ich aber eher auf Unternehmensseite wie beispielsweise Notebooksbilliger, Ulla Popken und K – New Media (ehemalige KLiNGEL-Tochter) gearbeitet und war für unterschiedliche Marken und internationale Mandanten verantwortlich.
Als Inhouse-SEO ist es ebenso wichtig Standard-Prozesse für Onsite-Optimierung (technische Infrastruktur und Content-Bereich), wie auch im Offsite-Bereich zu etablieren. Das hatten wir bei K – New Media super mit Confluence in sehr detaillierter und dokumentarischer Art und Weise umgesetzt. Das war ein prozessualer Zugewinn in der Zusammenarbeit im SEO-Team sowie mit anderen Teams, aber auch in der Transparenz. Es hilft zudem bestimmte Disziplinen im SEO und deren Maßnahmen zu benennen, diese zu absolvieren, anschließend zu bewerten, stets zu monitoren und bei Bedarf sinnvoll zu transformieren; sprich auch neu ausrichten.
Setzen Sie Schwerpunkte bei Ihrem Prozess?
In Hinblick auf Prozesse und Kommunikation, möchte ich hier allgemeiner antworten und sagen, dass wir im Moment in einer Wissensgesellschaft leben, wir können sogar sagen in einer Unternehmenswelt, die von Wissenstransfers bestimmt wird und durch Wissen und Daten lebt. Daten- bzw. Informationshoheit bedeutet auch ein Stück weit Macht. Hier ist es aus meiner Sicht wichtig den „offenen Wissenstransfer“ auch praktisch zu leben und auf Augenhöhe zu kommunizieren; selbstverständlich auch in den Prozessen. Soll heißen: Das für mich diese Denkweise und das Miteinanderarbeiten in Teams in der Unternehmung eine Voraussetzung, um gemeinsam Lösungen für anstehende Herausforderungen zu erstellen.
Damit besteht auch die weitere Möglichkeit innerhalb des Unternehmens ein Stück weit Kreativität und Avantgarde zu schaffen, indem man beispielsweise neue Technologien zulässt. Das betrifft dann auch wieder die einzelnen Prozesse bei der Neu-Entwicklung von Produkten, Inhalten und Kampagnen. Neue gemeinsame Ideen werden entwickelt oder transformiert z. B. in dem man den Teams kreative Freiräume lässt und temporär auch in messbare Innovationen investiert. Nur so kann auch ein Unternehmen den globalen Herausforderungen gewachsen sein und auf lokaler wie auch auf internationaler Ebene kurz- mittel- und langfristige Ziele erreichen.
Das betrifft das Online-Marketing genauso wie die anderen Abteilungen von Unternehmen. Wer Veränderung – in welchen Schritten und in welcher Dynamik auch immer – nicht zulässt, wer keine solide Kapitalbasis aufbaut bzw. aufgebaut hat, der wird es in Zukunft schwer haben. Die Insolvenzen in Deutschland in der letzten Zeit zeigen deutlich das Dilemma in vielen wirtschaftlichen Bereichen. Konservative Strukturen, auch in den Prozessen, und moderner Pseudo-Willen für Digitalisierung und Veränderung führt auf Dauer in eine Sackgasse oder zu einem langsamen Sterben.
Bei aller Tragik denke ich jedoch, dass heutigen Insolvenzen zu einer nötigen Transformation gehören, die die Märkte ein Stück weit bereinigen. Das bietet wiederum neue Chancen für Fachkräfte und Möglichkeiten für alteingesessene sowie neue Unternehmen am Markt, die ihre Hausaufgaben gemacht haben.
Die effizienten und optimierten Prozesse spielen, meiner Meinung nach, dabei eine wichtige Rolle.
Außerdem behaupte ich einfach einmal frech: Beim Arbeiten im SEO-Bereich sind die Mitarbeiter daran gewohnt, sich ständig auf neue Begebenheit/Prozesse einzulassen bzw. für Veränderungen offen zu sein.
Welche Tools setzen Sie dabei ein?
Ich arbeite gern mit Sistrix. Hier kann ich mir einen schnellen Überblick über den Status Quo verschaffen, den Wettbewerb analysieren, aber auch in unterschiedlichen Disziplinen in die Tiefe gehen. Preis-Leistungsverhältnis ist hier auch ganz in Ordnung.
Bei meinem alten Arbeitgeber haben wir auch mit Ryte gearbeitet. Hier fand ich die Möglichkeit der Segmentierung von einzelnen URLs für die Dokumentation der Performance bestimmter Bereiche ganz spannend und sinnvoll. Broken-Links mit Soft- oder Hard-404-Fehlerseiten zu identifizieren hat mit dem Tool auch super funktioniert.
Ahrefs ist ganz sinnvoll für die Analyse der Backlinkstruktur und diverser Kennzahlen, um die Qualität der Quellen zu beurteilen. Falls nötig, um auch weitere Daten zu erhalten, um beispielsweise einen Backlink-DETOX zu absolvieren.
Der Spider Screaming Frog ist nützlich, um einfach alle Daten und URLs zu einer Webseite zu erhalten. Mit Ausschlüssen kann ich mich vor allem bei großen E-Commerce-Shops auf die relevanten Kategorieseiten, Produktdetailseiten oder URLs konzentrieren, die für uns wichtig sind. Unter anderem erhalte ich dann auch die aktuellen Status-Angaben und Inhalte der Meta-Tags (Title und Description), einer der für mich wichtigsten Stellschrauben mit zeitnahem Impact bei der Optimierung einzelner Webseiten.
Contentbird hilft mir meine generierten Backlinks zu monitoren, aber auch erstellten Content zu monitoren und zu planen.
Es gibt natürlich noch viele weitere Tool-Anbieter, die ich kenne und mit denen ich zum Teil mal tiefer oder oberflächlich gearbeitet habe wie Semrush, Webtrekk, XOVI oder Hubspot.
Meiner Meinung nach sollte man sich im Team auf eins oder einige wenige Tools committen, die dann auch effektiv genutzt werden. Natürlich macht es Sinn von Zeit zu Zeit über den Tellerrand zu schauen. Die Fragen „Was können uns andere Tools an Mehrwert bieten?“, „Was machen andere Toolanbieter besser und können wir ggf. Kosten reduzieren?“ sollten dann beantwortet werden. Die Toolanbieter bieten oft auch kulante Testversionen und Zeiträume an, um sich ein umfassendes Bild von den Funktionen machen zu können.
Gerade die Entwicklung und Integration von KI-Elementen, die dann als Sparringspartner in den Tools für eine effektive Analyse und Maßnahmengestaltung dienen, sollten in Zukunft hier ein wesentlicher Aspekt für eine Entscheidung für oder gegen ein Tool sein!
Stichwort: Backlinks
Welchen Stellenwert haben Backlinks in diesem Prozess?
Backlinks sind für mich immer noch ein wichtiges Rankingsignal. Die Zeiten diese aber blind aufzusammeln und zu verorten ohne eine richtige Strategie dahinter sind längst vorbei. Hier macht es Sinn auf die Kennzahlen einzelner Links zu schauen und die Möglichkeiten Backlinks von Quellen zu erhalten mit denen man sinnvolle Kooperationen eingeht, die eben auch einen Mehrwert für den User/Kunden/Besucher darstellen. Der Backlink erhält somit auch eine tatsächliche Relevanz. Das ist letztlich auch das, was Google will und was die Referenzialität auch im Kern ausmacht. Eine solche qualitative Referenz hilft den Nutzern stets weiter, in welcher Form auch immer, ob als Bild-Link, Textlink, oder anders.
Das Backlinkprofil über bekannte Tools zu analysieren und dieses in Vergleich zum Wettbewerb zu setzen, macht auch heute noch Sinn, um hier potenzielle Quellen zu finden oder ggf. auch kritische Bereiche zu erkennen.
Backlinks fungieren und performen auch immer im Kontext von Content-Creations. Der Jack-Pot ist ja meist, wenn Marketing-Maßnahmen mit sehr guten Inhalten natürliche Viralität erzeugen und diese von allein verlinkt werden. Das darf dann auch gern mal einmal ein „no-follow“-Link in Spezialmagazinen und Fachzeitschriften oder in Wikipedia sein.
Wie generieren Sie Backlinks für Ihre Kunden?
Durch entsprechende Online-Marketing-Maßnahmen, die von SEO ausgehen können (zuerst mit der reinen SEO-Brille), aber eben sinnvollerweise im Kontext der Kampagnenplanung von Inhalten, die dann über alle Kanäle hinweg gestreut werden können.
Optimalerweise sollten es Maßnahmen sein, die einen Mehrwert auch für die anderen Kanäle beinhalten. Das ist nicht zwingend, aber wäre von Vorteil. Vor allem können dann die Kosten auch ein Stück weit reduziert werden z. B. wenn kostenintensive Inhalte erstellt werden mussten, um eben auch die Expertise des Unternehmens im jeweiligen Bereich oder bei den Produkten oder der Dienstleistungen zu untermauern. Dann macht es Sinn einen Inhalt, der immer wieder saisonal gespielt werden kann oder eben „Evergreen Content“ besitzt, kompatibel für die anderen Kanälen (z. B. Social Media oder Newsletter) zu gestalten. Mit dem Kanal SEA können sich bei bestimmten Onsite-Themen spannende Synergien ergeben.
Bisher haben wir Backlinks eigenständig generiert, aber auch in Zusammenarbeit mit spezialisierten Agenturen.
Worauf achten Sie besonders bei dem Publisher?
Es muss nicht zwingend sein, er sollte aber in erster Instanz zur Zielgruppe, dem Produkt und den strategischen Zielen der Online-Marketing-Maßnahmen passen. Da kann die Wertigkeit im Publisher-Mix schon auch mal unter dem Niveau des geplanten Maßstabes sein z. B. in der Sichtbarkeit bei Sistrix, um nur eine Metrik zu nennen.
Jens Balssen: Seine SEO-Sicht auf die folgenden Trends:
Einige SEO-Experten sehen die folgenden Trends. Können Sie zu jedem davon etwas sagen?
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Wie begegnen Sie dem anhaltenden Trend der Sprachsuche?
Ich begrüße diesen Trend, da ich die Sprachsuche schon seit über 10 Jahren selbst verwende; hier natürlich vorwiegend auf dem mobilen Device. Einige meiner Arbeitskollegen und Freunde meinten einmal „Du bist einer der wenigen, die ich kenne, die, um etwas zu suchen [Information, Person, Unternehmen, Zahnarzt samt Öffnungszeiten, Adressen, Routen, etc.], immer ins Smartphone quatschen!“
Habe ich anfänglich, so als SEO, eher in Keywords gesprochen, kommuniziere ich heute aber tatsächlich schon automatisch annährend in vollständigen Sätzen. Das liegt sicherlich an Google-Nest, Amazons Alexa oder eben die qualitativ besser funktionierenden integrierten Voice-Assistenten in Smartphones und Co.; nicht zuletzt sei hier auf kommunikativen Möglichkeiten von LLMs hinzuweisen.
Der Trend wird sicherlich in Nuancen fortschreiten, aber es gibt immer noch Hindernisse die Hemmen, wie z. B. in der Öffentlichkeit in das Smartphone zu sprechen oder die genaue Erkennung des Gesagten bei Dialekten, auch störende Geräusche im Hintergrund sind oft eine Herausforderung.
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Welchen Einfluss hat die KI auf Ihre Vorgehensweise?
Im Moment sehe ich das ganze Thema KI eher als Effizienzgewinn für die Unternehmen und als Sparringspartner im strategischen wie operativen Bereich für verschieden Abteilungen. Besonders im Marketing, explizit im Online-Marketing und in der Kreativwirtschaft ist KI eine hervorragende Ergänzung.
Zudem absolviere ich zurzeit eine Weiterbildung zum KI-Manager und sehe große Potenziale in der Anwendung in unterschiedlichen Bereichen von Unternehmen.
Um mit dem mit dem Titel von Günter Grass zu sprechen: „Ein weiteres Feld“ mit viel Leistungsvermögen.
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Wie verändern die kurzen Zusammenfassungen der Webseite – Featured Snippets, „Zero-Position“, „Zero-Click“ – die SEO-Welt? Und wie nutzen Sie diese Entwicklung?
Diese Bereiche haben das SEO schon längst verändert. SEOs habe diese Positionen und Möglichkeiten in der Suche schon lange im Fokus und einzelne Maßnahmen darauf ausgerichtet. Im Team konnten auch wir schon zahlreiche Erfolge bei den Featured Snippets erzielen.
Wir haben vor allem mit Experten- und Ratgeberwissensseiten und dessen Auszeichnungen viele Features Snippets erhalten. Die Taktik dahinter ist natürlich Expertise und Vertrauen für die Marke/Bereiche der Marke aufzubauen (Thema E-E-A-T) und thematisch relevanten Traffic zu generieren. Diesen dann sinnvoll in die Kategorieseiten zu schieben und konvertieren zu lassen, ist dann die hohe Kunst!
Bei diesem Thema kommt es jedoch immer wieder zu großen und kleinen Veränderungen von seitens Googles und nicht jede Optimierung ist ein Garant für eine Ausspielung! Wichtig ist hier, dass man seine Hausaufgaben in der Optimierung macht und bei den Themen am Ball bleibt.
Im Zuge der KI-Wahrnehmung und dem Siegeszug der Technologie vermute ich, dass die Suche sich in Zukunft ein großes Stück weit verändern wird; „böse Zungen“ behaupten, dass sie sogar disruptiv die Geschäftsmodelle von Google und Co. verändern werden. Ich denke eher, dass hier bald eher hybride Darstellungsformen und Rankings zu erwarten sind.
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Welche Besonderheiten gibt es bei der Optimierung von Video-Content?
Video-Content zu optimieren ist eine eigene Disziplin. Initial würde ich hier sage, dass man hier erst mal zwischen der reinen YouTube-Optimierung von hochgeladenen Videos auf YouTube selbst oder ähnlichen Plattformen und zwischen eigenen produzierten Video-Content auf der eigenen Webseite unterscheiden muss.
Um hier nicht allzu sehr in die Tiefe zu gehen, möchte ich sagen: Es ist wichtig die vielen Stellschrauben auf YouTube zu kennen, um Video-Content zu optimieren. Da es sich bei YouTube eben auch um eine Suchmaschine handelt, macht es Sinn hier Title und Description zu optimieren; gern auch mal A/B-Test dafür fahren. Natürlich macht es auch keinen Sinn die Beschreibung leer zu lassen. Hier sollte dann der Inhalt des Videos angeben mit relevanten Keywords (Keyword-Recherche) werden, gern mit Sprungmarken arbeiten (wenn möglich). Eine sinnvolle externe/interne Verlinkung sowie die übliche Boilerplate sollte ebenso nicht vergessen werden.
In Revision gehen macht Sinn! Nachschauen, ob bestimmte Themen nicht aufgedröselt und in Snackable Content- oder kurze Explainervideos verwandelt werden können. Oder ob alte Videos lieber neu aufgelegt werden sollten oder es doch eher nur eines Refrehes bedarf; dies sind ebenfalls Optimierungsmöglichkeiten.
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten hier technisch oder inhaltlich zu optimieren, das würde aber wie bei so vielen SEO-Themen den Rahmen sprengen.
Maßnahmen für Videos auf der eigenen Webseite gehört dann klassisch in die Onsite-Optimierung.
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Welche Besonderheiten gibt es zum Begriff „Mobile-First“ zu beachten?
Ich muss gestehen, dass ich persönlich beim Kaufen von Produkten eher konservativ bin und Desktop-First bin. Aber das bin nur ich. Wer Mobile-First nicht umsetzt, verpasst die Realität von hohem Mobil-Traffic zu profitieren. Mobile First ist ja bei Google in Blick auf SEO schon längst Standard und dies haben auch viele Unternehmen schon auf dem Schirm. Wer für Desktop optimiert, optimiert ja auch für Mobil. Natürlich gibt es hier auch Unterschiede.
Nichts destotrotz muss jeder selbst seine Zielgruppe und sein Segment bzw. Angebot kennen, um zu entscheiden, wo ich den Fokus drauflege. Wenn meine Zielgruppe doch eher vor dem PC sitzt bei wichtigen Kaufentscheidungen, dann habe ich eben den Fokus auch auf dieses Device.
Smartphones gehören aber zum alltäglichen Leben dazu und der Anteil wächst weiterhin.
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Thema Datenschutz und Sicherheit: Was sagen Sie zur steigenden Wichtigkeit von Transparenz sowie Website-Sicherheit für Nutzer und Suchmaschinen?
Datenschutz und Sicherheit ist grundsätzlich für alle Webseitenbetreiber enorm wichtig. Hier spielt insbesondere auch das Thema DSVGO eine sehr große Rolle.
Gerade in Hinblick auf KI-Anwendungen wird es noch spannend werden wie Sicherheit und Datenschutz in Zukunft in diesem Bereich reguliert werden. Ich verweise hier exemplarisch auf „Ethische Leitlinien für Künstliche Intelligenz“ beim BMWK oder „Was ist KI-Ethik?“ von IBM, was irgendwo auch auf das Thema Datenschutz und Sicherheit einzahlt.
Bei DSVGO und auch KI wird SEO zukünftig immer andocken und auf den neuesten Stand bleiben müssen; sofern bestimmte SEO-Disziplinen mit diesen Themen korrelieren.
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Wie bringen Suchmaschinen UX als Ranking-Faktoren ein?
Sagen wir es mal so: Eine bessere Nutzererfahrung (UX) auf einer Webseite hat immer einen enorm positiven Effekt auf die Nutzererfahrung und auch Nutzersteuerung (User Journey). Das kann auch einen durchaus positiven Effekt auf die Suchmaschinenoptimierung haben, da Google die Benutzerfreundlichkeit von Webseiten als ein Rankingfaktor ansieht. Zudem spielt, meiner Meinung nach, hier auch das Thema rund um die Core Web Vitals (LCP, FID, CLS) von Google mit hinein. Dies sind interessante Metriken, um die Performance einer Website zu ermitteln, die ja auch auf die Nutzererfahrung einzahlen.
Seit Juni 2021 sind die Core Web Vitals ein offizieller Rankingfaktor für Google. Je nach Device, Dienstleistungen oder Produkte, Online-Shop oder Magazin/Blog/Streaming-Anbieter sind einige KPIs hier durchaus in den Fokus zu rücken. Hier ist es zu prüfen, wie, wann und wo eine Optimierung Sinn macht.
Nimmt man die Core Web Vitals aufs Korn, dann kann es hier, nach meiner Erfahrung, auch schnell zu Divergenzen mit bestehenden Arbeitspaketen der IT-Infrastruktur (den Entwicklern) kommen. Hier heißt es dann diplomatisch und zielgerichtet mit gemeinsamen Lösungen (oft auch Kompromissen) das Optimum herauszuholen.
Ich persönlich ziehe die Betrachtungen der einzelnen Core Web Vital-Metriken gern mit ein, aber nicht immer sind diese Daten für mich und meine Maßnahmen „kriegsentscheidend“; nehmen wir lieber das schönere Wort „relevant“. Meine persönliche Meinung ist, dass die Core Web Vitals hier mit Vorsicht zu genießen sind und nicht jeder orange Bereich auch gleich eine zwingende Optimierung erfordert. Grund: Es ist auch „nur ein Tool“, das Optimierung vorgibt, doch meisten ist die Umsetzung etwas komplexer. Es ist nicht ganz trivial einen Bereich ins Grüne zu schieben, ohne andere Bereiche und Ziele der Entwicklung außer Acht zu lassen.
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Wie verändert sich die Wichtigkeit von Longtail Keywords?
Longtail-Keywords sind ein wichtiger Teil im Keyword-Universum, um bestimmte Suchintentionen zu bedienen. Sie besitzen oft geringeres Suchvolumen und sind meist thematisch sehr „spitz“. Daher sind sie oft auch weniger umkämpft. Wer diesen Keyword-Bereich aber relevant und inhaltlich gut bedienen kann, sollte diesen zusätzlichen Push an Sichtbarkeit und Verkaufschance nutzen. Das macht vor allem Sinn, wenn die generischen Keywords in den SERPS von großen Brands oder starken Webseiten besetzt sind oder man zusätzlich noch in die „Tiefen-Optimierung“ gehen möchte.
Longtail steht, nach meiner Erfahrung, oft weiter hinten in der Optimierung von Keywords. Mir hat es aber immer Spaß gemacht bei Bedarf diesen Bereich zu bearbeiten und zu testen.
Der persönliche Ausblick von Jens Balssen:
Wie wird sich SEO in den kommenden 12 Monate verändern?
Was mir oft aufgefallen ist: SEO wird vielmals nicht als Performance-Kanal gesehen, das ist aus meiner Sicht eine falsche Einstellung und wird von einigen Online-Marketing-Managern schlichtweg falsch betitelt oder bewusst minimiert. SEO ist vielleicht kein Push-Kanal, aber doch ein Performance-Kanal und wichtig für die Gesamtheit der Webseitenpräsenz und deren Online-Marketing-Kanäle; technisch, wie auch inhaltlich. Ich kenne Unternehmen, die kurz- mittel- und langfristige SEO-Maßnahmen absolvieren und über 50% des Traffics und entsprechenden Umsatzes im Online-Shop generieren.
Gerade im Bereich der Suchmaschinen-Optimierung in Korrelation mit der aktuellen KI-Entwicklung wird es hier einige starke Veränderungen geben. Das soll aber nicht schon wieder heißen, dass „SEO stirbt!“. Nein, es wird sich wie so oft in den letzten zwei Jahrzehnten verändern. Hin zu mehr Qualität, neuen Technologien und komplexen Zusammenspielen unterschiedlicher Parameter, die es gilt zu verstehen und miteinander erfolgreich zu kombinieren.
Im Hinblick auf diese Entwicklung wird SEO wieder auf einen neuen hybriden Bereich zusteuern. Es ist anzunehmen, dass der SEO-Bereich hier deutliche Expertise innerhalb des Unternehmens mit KI-Technologien aufbauen wird und auch muss.
Ein Muss im SEO: Wissen aktuell halten – aber wie?
Welche drei Events sind für Sie die relevantesten?
Für den deutschsprachigen Raum würde ich spontan sagen:
- Der SEO Day,
- CAMPIXX, sowie
- SMX sind die gängigsten Veranstaltungen.
Diese Veranstaltungen haben in der deutschsprachigen Community einen hohen Stellenwert.
Welche drei Personen sehen Sie als Meinungsbildner der SEO-Branche?
Ich nenne einfach einmal jene, die mir spontan einfallen. Wobei ich sagen muss, dass diese eher dadurch bekannt sind, weil sie eben medial präsent sind und durchaus eigene starke Agenturen besitzen, die sich einen Namen gemachten haben.
- Mario Fischer – als Professor in Würzburg und diverser Projekte hat er als Autorität auf dem Gebiet viel zu sagen. Ich konnte ihn zudem live auf der eoSearchSummit-Konferenz sehen – veranstaltet von der Agentur eology GmbH.
- Julian Dziki – Ich finde seine Agentur und die Erklärvideos sehr interessant. Sein Buch „Suchmaschinen-Optimierung für Dummies“ steht auch bei meinen Fachbüchern im Regal.
- Marcus Tandler – gehört für mich mit zu den ersten SEOs im Rampenlicht, die ich wahrgenommen habe. Er hat schon viel ausprobiert und SEO-seitig gemacht. Bei der schon erwähnten Plattform Ryte ist er ja einer der Gründer.
Interessant wäre hier ebenfalls ein Ranking im Meinungsbild von z.B. SEO-Fachmagazinen bzw. interessanten Agenturwebseiten mit entsprechender Expertise.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Balssen!
Auch ich bedanke mich!