Experten Interview mit Rene Schröter

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In diesem Interview gibt uns René Schröter Einblick in seine SEO-Expertise, welche er aus fundierten Marketing-Kenntnissen entwickelte. In Agenturen und als Freelancer profitieren zahlreiche Kunden von seinem Wissen. Zusätzlich äußert er sich zu den Trends, die einige SEO-Experten sehen. Aber lesen Sie selbst:

Interview mit Experte René Schröter

Guten Tag, Herr Schröter. Sie sind schon einige Zeit im Marketing-Bereich unterwegs und haben sich dann auf SEO spezialisiert. Zwischendurch haben Sie eine Agentur geleitet und machen zurzeit die Internet-Präsenzen von Kunden als Freelancer sichtbar.

Vielen Dank, dass Sie uns Einblick in die Facetten Ihrer SEO-Expertise gewähren!

Wie kamen Sie zu SEO?

Durch Zufall. Nach meinem Studium habe ich zunächst firmenintern im Marketing gearbeitet. Nach meinem Wechsel in eine Agentur durfte ich bereits nach einigen Monaten meinen Chef auf der SEOCampixx 2021 in Berlin vertreten und hielt einen Vortrag. Von da an nahm es seinen Lauf. Zumindest den Lauf, dass mir das Akronym im beruflichen Kontext zu eigen wird.

Was begeistert Sie auch jetzt noch daran?

Ich mag die Abwechslung: von kreativer Gründerstimmung bis zur analytischen Strukturerarbeitung – alles ist dabei! Ich definiere SEO als Site Experience Optimization und somit relativ weit. Und das Internet gibt mir, als Person, die Möglichkeit Dinge zu erschaffen. Angefangen von Meinungen, über neu aufbereitete Inhalte, über einfache Websites bis hin zu komplexen und neuartigen Dingen. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Das begeistert mich sehr häufig!

Wie gehen Sie dabei vor?
Setzen Sie einen Standard-Prozess bei Ihren Kunden um?

Jeder Kunde bekommt einen Leuchtturm-Inhalt verpasst. Im Idealfall für alle seine Inhaltstypen, wie Beiträge, Seiten, Kategorien oder Produkte.

Dieser Leuchtturm dient uns die nächsten ein bis zwei Jahre als Anhaltspunkt, welche Sektionen in welcher Reihenfolge auf den jeweiligen Seiten veröffentlicht werden. Daran können wir uns orientieren, wenn Inhalte noch nicht gänzlich in dieser Form veröffentlicht werden.

So lassen sich Teilziele bestens abbilden und wir alle wissen, wohin sich die Reise bewegen soll. Darauf aufbauend integriere ich gern einen Redaktionsplan samt Darstellung der einzelnen Veröffentlichungskanäle.

Setzen Sie Schwerpunkte bei Ihrem Prozess?

Der skizzierte Prozess ist der Schwerpunkt. Grundsätzlich mag ich es, wenn die Website zunächst technisch optimiert wird. Dann kann der Inhalt folgen und die Website muss nur noch regelmäßig zur technischen Untersuchung.

Welchen Stellenwert haben Backlinks in diesem Prozess?

Für mich einen höheren als für viele Kunden.

Ohne Marketing wird unsere Website nicht gefunden.

Wie generieren Sie Backlinks für Ihre Kunden?

Durch aktiven Ausbau von Inhalten. Ich sehe die Erstellung von Inhalten als kontinuierlichen Prozess und der Backlinkaufbau gehört hierzu. Dabei changiert meine Skala nicht zwischen 0 (kein Link entstanden und 1 (Link wurde veröffentlicht), sondern befindet sich eher auf einer zehnteiligen Skala.

  • Der höchste Wert der 10 steht dabei für einen anklickbaren Link.
  • Eine 9 beschreibt eine Nennung der kompletten Website, aber ohne klickbaren Link.
  • Eine 8 wäre dann eine Nennung des Unternehmens und
  • eine 7 beispielsweise eine Veröffentlichung auf einem Social-Media-Kanal.
  • 6 Punkte dann, wenn beispielsweise der Experte ein Zitat für unseren Artikel beisteuert. Unser Inhalt wird also aufgewertet, ohne dass ein Link entsteht.
  • 5 Punkte gibt es für einen aktiven Kontakt.
  • Immerhin noch mit 4 Punkten bewerte ich eine Absage des Linkeratis, denn manchmal muss man schon sehr penetrant sein. Das aber selbstverständlich auf eine freundliche und zuvorkommende Art.
  • Antwortet der Kontaktierte ausweichend, kann die Bemühung immerhin noch mit 3 Zählern bewertet werden.
  • Die persönliche Ansprache ergibt 2 Punkte.
  • Demzufolge würde der allgemeine Kontaktaufbau mit lediglich einem Zähler bewertet werden.

Die Skala hilft mir dabei, die Motivation zu behalten:
Wenn auf ein inhaltliches Thema hingewiesen werden soll, aber keiner der 20 angeschriebenen Personen verlinkt darauf, würden viele dies als völligen Misserfolg bezeichnen.

Wenn ich allerdings 5 inhaltlich wertvolle Zitate erhalte und mit weiteren zwei Experten in einem Austausch stehe und ein weiterer auf einer Veranstaltung meine Flyer verteilt, dann würde die Bewertung anders aussehen. Quantitativ ist in beiden Szenarien kein Link entstanden. Aber qualitativ hebt sich das zweite Szenario deutlich ab, auch wirtschaftlich!

Marketing ist so viel mehr!

Worauf achten Sie besonders bei dem Publisher?

Grundsätzlich muss der Inhalt auffindbar sein. Ich mag es, wenn der veröffentlichte Link die Chance hat, auch nach Jahren noch gefunden zu werden (die Struktur nicht zu tief verankert ist).

Alle Bemühungen teste ich gegen ein Motto von mir: Kann ich mit dem Link angeben?

Welche Tools setzen Sie ein? – Bitte begründen Sie Ihre Entscheidung.

Wenn wir von „typischen“ SEO-Tools sprechen, dann insbesondere Metrics.tools, Sistrix und LinkResearchTools, sowie Termlabs und visual matter.

Um den Überblick zu behalten, Meistertask und einen Kalender.

Einige SEO-Experten sehen die folgenden Trends. Können Sie zu jedem davon etwas sagen?

  • Wie begegnen Sie dem anhaltenden Trend der Sprachsuche?

    Dies ist zum Glück kein Trend mehr, sondern hält bereits langsam Einzug. Allerdings noch immer viel langsamer als vor einigen Jahren prognostiziert. In der Keyword-Analyse fallen dabei immer häufiger lange Suchphrasen auf, die auf die Sprachsuche zurückzuführen sind.

    Einfache und strukturierte Antworten sollten auf der Website zu finden sein. Das mögen auch normale Leser. Der Inhalt sollte strukturiert und semantisch aufgebaut sein. Und schon sehen wir, dass der Trend eigentlich egal sein sollte, denn diesen Aufbau haben wir bereits in unserem Leuchtturm eingeplant!

  • Welchen Einfluss hat die KI auf Ihre Vorgehensweise?

    Einen wachsenden. Einige Tools nutze ich täglich, für andere fehlte mir leider noch die Zeit der Einarbeitung.

  • Featured Snippets / „Zero-Position“ / „Zero-Click“: Wie verändern diese kurzen Zusammenfassungen der Website die SEO-Welt? Und wie nutzen Sie diese Entwicklung?

    Wer nicht klickt, der war nicht daran interessiert. Ich brauche bei den meisten Projekten keine „Schmarotzer“.

    Besucher kosten den Betreiber der Website Geld. Dieses Geld soll der Betrieb wieder einspielen, wofür es zwei Haupteinnahmequellen gibt: Finanzierung via Werbeausspielungen oder gegen den Kauf eines Produktes. Bei Letzteren gibt es einige Teilschritte (Anfrage, Lead, Klick).

    Für die erste Gruppe bedeuten weniger Nutzer ein Problem: Beispielsweise zahlt der Kunde im Affiliate-Marketing durch seinen „Klick“. Folglich kann ein Nicht-Nutzer auch nicht klicken und bringt keine Einnahmen.

    In der zweiten Gruppe wirkt sich der Nicht-Klick des Suchenden negativ auf die Markenbekanntheit aus, was wiederum allgemeine negative Folgen haben kann.

    Ansonsten erhält der Nicht-Klickende seine Information bereits auf der Seite der Suchmaschine und verursacht lediglich dort etwaige Kosten.

  • Welche Besonderheiten gibt es bei der Optimierung von Video-Content?

    Ist nicht mein Fachgebiet, denn Videoinhalte werden in den seltensten Fällen direkt auf dem Webspace hochgeladen. Meist füttern diese Inhalte einen bestimmten Kanal, wie YouTube, Instagram oder TikTok. Diese Kanäle haben alle ihre spezifischen Anforderungen, die innerhalb eines Prozesses optimiert werden können.

    Ansonsten bin ich der Meinung, dass die Abspielfunktion auch eine schriftliche Darstellung der Inhalte bieten sollte. Damit Nutzer, die keinen Ton vernehmen können, nicht ausgeschlossen werden.

  • Welche Besonderheiten gibt es im Bereich „Mobile-First“ zu beachten?

    Ich glaube, dass viele Webdesigner die Website noch immer am Desktop entwickeln und die Anpassbarkeit einfach nur dazugehört. Demzufolge schieben sich Informationen halbwegs passend zusammen und dies soll genügen. Selten wird die Website aus dem Mobilen heraus entwickelt.

    Das fängt häufig schon mit dem mangelhaft implementieren Tracking-Banner an, dessen Buttons nicht im ersten Bildschirm ersichtlich sind. Aber es zeigt sich insbesondere in der ungenügenden Implementierung von Smartphone-Funktionen.

    • Wie sehen die Inhalte im Querformat aus?
    • Gelange ich mit einem Daumenklick wieder in eine bestimmte Sektion?
    • Wird der Näherungssensor mit einer Funktion verbunden?
    • Wird der Lagesensor unterstützt?
    • Arbeitet die Website mit VR/AR zusammen?
    • Wird ein responsives- oder adaptives Webdesign verwendet und dem Nutzer womöglich dynamische Inhalte ausgespielt?

    Mit all diesen Themen werden sich vornehmlich komplexe Websites beschäftigen. Eine „normale“ Website ist manchmal schon mit den Standard-Aufgaben überfordert. Aufgrund der hohen Anzahl an mobilen Auflösungen entstehen unweigerlich neue visuellen Herausforderungen. Innerhalb der Definition von Schriftgrößen für semantische Elemente müssen bedingte Umbrüche und geschützte Leerzeichen mitgedacht werden.

  • Die Bereich des Datenschutzes und der Sicherheit werden immer wichtiger: Dazu zählen die Transparenz sowie die Website-Sicherheit für Nutzer und Suchmaschinen

    Und dennoch werden die Tracking-Banner selten korrekt benutzt. Also eventuell derzeit eher ein zahnloser Tiger. Oder wann ist es medienwirksam zu einem datenschutzrechtlichen Verstoß gekommen? Dr-Datenschutz.de veröffentlicht jeden Monat die Liste zu den Top-5 der Bußgelder.

  • UX als Ranking-Faktor: Wie bringen Suchmaschinen UX-Faktoren ein?

    Das ist die Frage, die seit vielen Jahren in der „SEO-Branche“ diskutiert wird. Daraus haben sich zwei Lager gebildet:

    1. Google ist schlau und wertet viele unterschiedliche Variablen aus.
    2. Oder Google ist wirklich dumm und wertet kaum Informationen aus.

    Meist gibt es an dieser Stelle dann viel Meinung und wenig Bekanntes!

    Ich kann mir vorstellen, dass eine Suchmaschine insbesondere im Re-Ranking-Verfahren, also wenn die vorderen Plätze testweise ausgetauscht werden, einige Browserdaten auswertet. Mehrheitlich wird die Return-to-SERP-Rate betrachtet, wobei mehrere Interpretationen möglich sind. Diese Quote genießt einzeln betrachtet keine Aussagekraft. Ebenso müsste die Bounce-Rate mit der Exit-Rate verglichen werden.

    An dieser Stelle verlassen wir dann hoffentlich das bloße Suchmaschinen-Gedankenspiel und wechseln hinüber zum Nutzerwillen.

    Bedient unsere Website seine Erwartungen oder muss er eine Mikroenttäuschung nach der anderen ertragen?

    Unbekannte Marken werden sich weniger Fauxpas erlauben können als bekannte Marken, denen der Besucher einen Vertrauensvorschuss gewährt.

  • Wie verändert sich die Wichtigkeit von Longtail Keywords?

    Die Beantwortung hängt mit dem Vergleich zusammen. Ich denke, dass sie häufiger von alternativen Darstellungsformen, jenseits der Text-Bild-Komposition, beantwortet werden müssen. Vor allem Videos bieten eine zügige Kontextualisierung und können sich auch gegen KI-Inhalte behaupten.

    Je nachdem, wie diese Keyword-Klassifizierung definiert wird, könnten bereits Fragen zugehören. Oder konkrete Fehlermeldungen. Diese Suchphrasen besitzen häufig ein höheres Suchvolumen als sein generisches Gegenstück. Zudem ist die Intention des Suchenden offensichtlich:
    Wenn der Suchende “du bist leider nicht berechtigt diesen Dateityp hochzuladen” eintippt, wird ihm sein WordPress gerade diesen Fehler anzeigen. Er will den Fehler beheben. Möglichst sofort, ohne großen Aufwand. Da der Suchende nicht nach “Wordpress Uploadfilter” sucht, liegt die Vermutung nahe, dass er nach einer einfachen Antwort sucht. Die Empfehlung eines Plugins kann hier die passende Lösung sein. Ich plädiere für eine mehrteilige Antwort, denn ein Plugin für solch eine einfache Aufgabe, sollte nur eine temporäre Lösung darstellen. Vielleicht können wir den Besucher animieren, sich tiefer mit der Thematik zu beschäftigen? Ihm eine weitere temporäre Lösung anbieten, die dennoch ähnlich zügig funktioniert! Oder ihn dazu animieren, eine dauerhafte Lösung anzustreben.

    Die Intention war klar und dennoch haben wir es mit einer passenden Antwort geschafft, seine vorgefertigte Meinung zu verändern! Diese Aufgabe ist bei generischen Suchphrasen ungleich komplizierter.

    Ob sich die Wichtigkeit verändert, kann ich daher nicht einschätzen. Ich behandle die Keyword-Thematik weniger eng als andere SEOs.

Welche drei Messen, Events oder Kongresse sind für Sie am relevantesten?

  1. SeoCampixx: Hier schätze ich den besonderen „Spirit“. Man sitzt hier auch schon mal mit 20 Personen in einem Raum und es ergeben sich ganz andere Gespräche.
  2. SEOkomm: Hier sind die Vorträge hochwertig. Bevor jemand vortragen darf, prüfen die Veranstalter den Vortrag.
  3. WordCamps: Ich organisiere das WordCamp Leipzig mit. Da ich viele Websites mit WordPress bearbeite, möchte ich der Community etwas zurückgeben. Zudem erfährt man hier Hintergründe, die zukünftige Herausforderungen bedingen können.

Was ist Ihr Ausblick, also
wie wird sich Ihrer Meinung nach SEO in den kommenden 12 Monate verändern?

Gar nicht. Je nach Zielsetzung von SEO. Für mich hat sich innerhalb der SEO in den letzten knapp 15 Jahre nur sehr wenig verändert.

Einige Dinge sind in den Fokus gerückt worden, aber die Prozesse von damals funktionieren heute noch immer.

Die erwähnten „Feature Snippets“ oder die Darstellung einzelner Suchergebnisse hat sich verändert. Hier muss man eventuell nachsteuern. Aber in den Grundprozessen sehe ich auch in kommenden Jahren wenig Veränderungen. Darum:

Inhalte veröffentlichen, die der Nutzerabsicht möglichst genau entsprechen.

Dieser Punkt ist für viele Betreiber von Websites kompliziert genug. Ist doch das Bestreben des potenziellen Nutzers selten exakt bekannt!

Welche Personen sehen Sie als Meinungsbildner der SEO-Branche?

Ich sehe einen großen Unterschied zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit:

Insbesondere ein Karl Kratz hat mit der Fokussierung auf eine Termanalyse den Fokus vieler SEOs verändert. Auch ein Marcus Tandler, ein Marco Janck, ein Christopher Kemper oder ein Saša Ebach haben nach meiner Meinung viele Themen ihren Stempel aufgedrückt. Ich habe sehr gern den Themen von Pascal Landau oder Sarah Weitnauer verfolgt.

Wer aktuell der Branche seinen Stempel aufdrückt, kann ich nicht sagen.

Eine solch eindeutige Antwort gibt es nach meiner Meinung nicht mehr.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schröter!

Ich danke Ihnen.

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